Friedrich Lienhard

Friedrich Lienhards Betrachtung über die Unsterblichkeit im Zusammenhang mit der Sonne gehört zu den außergewöhnlichen spirituellen Texten der deutschen Literatur. Sie ist nach 1915 aus dem Miterleben des Todes seines noch jungen Bruders im Weltkrieg entstanden. Der Text erschien in der Essaysammlung „Der Meister der Menschheit“ (3 Bände, 1919–21) zusammen mit anderen Arbeiten über spirituelle Gestalten und Strömungen.

Lienhard wurzelte noch tief in den geistigen Traditionen der deutschen Klassik und Romantik. Wichtige Zitate dieser Denker über das unsterbliche Wesen des Menschen können dem heutigen Leser einen Einblick in diese fast verschüttete Welt vermitteln. Uraltes, ewiges Wissen leuchtet auf aus dem Munde von Dichtern und Denkern, die noch eine gedankliche Verbindung mit dem Geistigen besaßen. Daß diese Tradition nicht abreiße, ist ein Anliegen für die Herausgabe dieses Textes. Darüber hinaus gibt Lienhard dem Denken Anstöße, durch den äußeren Sinnenschein des scheinbar Materiellen hindurchzudringen zum wahren Wesen der Erscheinungen. Die Sonne zu sehen, „wie sie wirklich ist“, war auch ein Anliegen Platons, dessen Jahrtausende übergreifende Denkhaltung Lienhard aufgenommen hat.

Friedrich Lienhard wurde am 4. Oktober 1865 im Elsaß geboren. Er war freier Schriftsteller und 1920 – 28 Herausgeber der Zeitschrift „Der Türmer“. Sein Denken und Dichten kreiste stark um die Wartburg und die mit ihr verbundene Geistigkeit, dokumentiert in der gleichnamigen Dramentrilogie mit „Heinrich von Ofterdingen“ (1903), „Die heilige Elisabeth“ (1904) und „Luther auf der Wartburg“ (1906). Bekannt wurde Lienhard vor allem mit dem Lebensroman Oberlins („Oberlin“, 1910), der als spirituell ausgerichteter Christ im Elsaß auf sozialem und religiösem Gebiet wirkte. Von Lienhard stammt weiterhin der Essayband „Neue Ideale“ (1901).

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