Mit tiefsinniger, kosmischer Symbolik fasst der Dichter Novalis (1772 – 1801) das Drama der Menschheitsentwicklung in der Form eines Märchens zusammen. Durch den Verlust der Urweisheit sind alle seelischen und geistigen Kräfte im Menschen dem Verfall ausgesetzt. Das Leben befindet sich im Zustande der Erstarrung. Wird es den kosmischen Mächten und dem Weisheitsbringer gelingen, dem Angriff der Todesmächte standzuhalten und die Menschheit in eine lichtvolle Zukunft zu führen?

Novalis sagte den großen Geisteskampf, die neue Weisheit („Sophia“) und das Kommen des Geistträgers voraus. In seinem „Märchen“ schilderte Novalis um 1800 den geistigen Fall der Menschheit und die kommende Herrschaft des Materialismus, der die Welt im Eise erstarren läßt. Nur „Sophia“, die höhere Weisheit, kann die Menschheit noch retten. Ihr menschlicher Repräsentant ist „der schöne Fremde“, der „herrliche Mann“, der neben Sophia thronend die entscheidende Tat der Rettung und Wiederherstellung der Weisheit vollbringen wird. Er ist der führende Akteur im großen Geisteskampf, den uns der Dichter in bestürzenden Bildern vor Augen stellt. Diese Voraussage bezieht sich auf Rudolf Steiner, der 60 Jahre später geboren wurde und das wahre Pfingstereignis der neuen „Sophia“ Wirklichkeit werden ließ. – Im Gang seiner Inkarnationen war dies die zweite Prophezeiung welthistorischen Ausmaßes dieser Individualität. Novalis war auch der erste und einzige, der nach tausend Jahren europäischen Geisteslebens den Blick wieder auf den Kosmos und dessen Kräfte lenkte.